DISKUSSIONSforum

23.03.2012 (20:00 - 22:00)

hellmut stern

Salon EXIL

HELLMUT STERN

Fr, 23.03. 2012, 20:00 Uhr, Eintritt: 10,-/ 5,-€

 

Zeitzeuge, Autor und Musiker

erzählt über sein Leben und liest aus seiner Autobiographie

Saitensprünge. Erinnerungen eines leidenschaftlichen Kosmopoliten

 

1938 musste Hellmut Stern, ein heller, außergewöhnlich musikalischer Berliner Junge von gerade zehn Jahren, mit seinen Eltern Deutschland verlassen. Weil weder England noch die USA eine praktisch mittellose jüdische Familie aufnehmen wollten und sich auch sonst kein Land bereit fand, ihnen Zuflucht zu gewähren, blieb als Exil nur Harbin in der Mandschurei. Der Nazi-Diktatur entronnen, lebte die Familie dort elf Jahre lang in bitterster Armut und hielt sich mehr schlecht als recht mit Musizieren über Wasser. Der Vater gab Gesangsunterricht, die Mutter gab Klavierstunden, und spielte nebenbei im feinsten Hotel am Platze, und Hellmut unterhielt mit seiner Geige oder am Piano in Kaffeehäusern, Bars und Restaurants die Gäste. Als der Krieg endlich vorbei war, gingen die Sterns ins junge Israel, wo Hellmut bald eine Stelle am Israel Philharmonic Orchestra fand. Acht Jahre blieb er dort, dann zog es ihn in die USA, wo er zunächst als illegal eingewandert galt und ohne Arbeitserlaubnis von keinem Orchester engagiert werden konnte. Also arbeitete er schwarz als Barpianist, Schuhverkäufer und Handelsvertreter, bis er endlich einen legalen Aufenthaltsstatus bekam und Mitglied des St. Louis Symphony Orchestra sowie des Ensemble Ars Antiqua in Rochester wurde.

 

1961 kehrte er nach Berlin zurück, und erhielt eine Anstellung am Berliner Philharmonischen Orchester, das damals unter Leitung von Herbert von Karajan stand. Er wurde Konzertmeister, gehörte viele Jahre lang dem Orchestervorstand an und bewegte viel in Sachen Mitbestimmung des Orchesters. Gastspielreisen führten ihn in zahlreiche Länder der Erde; auf etlichen dieser Tourneen traf er alte Bekannte aus Harbin wieder.

 

1994 ging er in den Ruhestand. Da eine Fortsetzung seiner Karriere als freier Kammermusiker aus gesundheitlichen Gründen nicht möglich war, machte er sich nach einigem Zaudern daran, ein Buch zu schreiben, das mich bewegt hat wie nur wenige in letzter Zeit. Saitensprünge. Erinnerungen eines leidenschaftlichen Kosmopoliten erschien 2000 im Berliner Aufbau Verlag und kam 2011 in einer 7. erweiterten und überarbeiteten Taschenbuchauflage heraus.

Heute verbringt Hellmut Stern einen beträchtlichen Teil seiner Zeit damit, in Schulklassen oder Jugendclubs über sein Leben, seine Erlebnisse und Erfahrungen zu erzählen.

 

Eine Veranstaltung des Lichtburgforums

in Zusammenarbeit mit der Thalia Buchhandlung und dem P.E.N.-Zentrum Deutschland

unter Schirmherrschaft von Dr. Christian Hanke, Bezirksbürgermeister von Berlin-Mitte

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